Als Jesus auf dieser Erde wandelte, heilte Er die Kranken. Er heilte jeden, der zu Ihm kam und Heilung suchte: „Man brachte alle Kranken zu Ihm, Menschen mit den unterschiedlichsten Leiden: solche, die unter schrecklichen Schmerzen litten, Besessene, Menschen, die Anfälle bekamen, und Gelähmte. Jesus heilte sie alle“ (Matthäus 4,24).
Später lesen wir von Heilungswundern, die von den Aposteln vollbracht wurden. Sie scheinen seltener zu geschehen als im Dienst Jesu und auch in geringerem Umfang. Paulus führte in Ephesus eine Massenheilung durch: „Gott ließ durch Paulus ganz erstaunliche Wunder geschehen. Die Leute legten sogar Tücher, mit denen Paulus sich den Schweiß abgewischt hatte, und Kleidungsstücke von ihm auf die Kranken. Dadurch wurden sie gesund, und die Dämonen verließen sie“ (Apostelgeschichte 19,11-12). Es gab jedoch auch viele Fälle, in denen Paulus nicht heilen konnte. Er konnte weder Timotheus heilen (1. Timotheus 5,23), noch Trophimus (2. Timotheus 4,20), Epaphroditus (Philipper 2,27) oder sich selbst (2. Korinther 12,7-10).
Gaben, um Kranke zu heilen
In Jakobus lesen wir, wie Gott Kranke heilt auf ein Gebet des Glaubens, durch die Ältesten der Gemeinde (Jakobus 5,14-16). Wenn Paulus an die Korinther schreibt, scheint er anzudeuten, dass einige Mitglieder der Kirche die Gabe haben, um Kranke zu heilen (1. Korinther 12,9). Eine wichtige Frage ist, ob die Gabe der Heilung heute noch wirksam ist. Die Antwort darauf ist nicht einfach. Zunächst einmal ist nicht ganz klar, wie diese Gabe schon in der Zeit des Neuen Testaments funktionierte. Manche Leute lehren, dass die Wundergaben mit der Zeit der Apostel endeten. Daran mag zwar etwas Wahres dran sein, Wunder wurden zumindest in späteren Zeiten viel seltener, aber die biblische Grundlage dafür ist nicht einleuchtend. Andererseits sind Menschen, die heute behaupten, die Gabe der Heilung zu haben, oft sehr wenig überzeugend. Dass es in neutestamentlicher Zeit eine Gabe des Heiligen Geistes gab, ist noch kein Beweis dafür, dass es sie heute geben muss. Das Apostelamt ist eine Gabe des Geistes (1. Korinther 12,28), die eindeutig zeitlich begrenzt war.
Eine ausgewogene biblische Sicht der Heilung
Um eine ausgewogene biblische Sicht der Heilung zu haben, ist es gut, sich die folgenden Punkte vor Augen zu halten:
- Gott heilt. Normalerweise nutzt Er die Systeme, die Er in unserem Körper geschaffen hat, um Krankheiten zu bekämpfen und die Arbeit von Ärzten. Auch das sind Heilungen, die wir vom Herrn empfangen, und wir preisen Ihn dafür.
- Gott heilt. Zu Gott um Heilung zu beten, ist für jeden Christen eine zwanglose Sache, und Gott kann diese Gebete durch natürliche Genesung, durch die Arbeit von Ärzten oder durch Wunderheilung beantworten. Wir sind vielleicht nicht immer in der Lage zwischen diesen zu unterscheiden.
- Der Glaube, geheilt zu werden, ist im Gegensatz zur Lehre der meisten Wunderheiler keine Voraussetzung für den Erhalt einer Wunderheilung. Bei nur 10 der 35 Wunder Jesu von denen wir in den Evangelien lesen, hat die Person, die das Wunder erlebte, auch tatsächlich daran geglaubt.
- Die Lehre, dass Gott alle Krankheiten seiner Kinder heilen will, hat keine Grundlage in der Bibel. Sie steht auch im Widerspruch zur Erfahrung. Sie lässt Christen mit Behinderungen oder chronischen Krankheiten an ihrem Glauben zweifeln. Deshalb ist sie eine Lehre des Teufels, die uns dazu verleitet, vor der Wiederkunft des Herrn Jesus ein Paradies auf Erden zu erwarten. Aber die Befreiung unseres Körpers wird bis zur neuen Erde warten müssen.
- Krankheit kann Gottes Wille sein. Gott ist souverän über Seine Schöpfung, auch über unsere Gesundheit. Er kann Krankheit benutzen, um unseren Glauben zu stärken. Unser gesunder Glaube ist für Gott wichtiger, als unser gesunder Körper.
- Groß angelegte Heilungsversammlungen sind zu vermeiden. In der Regel ist die Lehre unbiblisch, verspricht zu viel und schiebt die Schuld auf den mangelnden Glauben der Kranken, wenn sie nicht geheilt werden. Die Heilungsbehauptungen auf diesen Versammlungen erweisen sich bei Nachforschungen fast ausnahmslos als Fälschungen.
Auch wenn Gott als Antwort auf unsere Gebete heilen kann und dies auch tut, sollten wir nie vergessen, dass der wertvollste Segen den Er gibt, nicht die Heilung ist, die irdisch und vorübergehend ist. Die wertvollsten Segnungen sind geistlich und ewig. Unser Leiden, sogar unsere Krankheit, kann uns durchaus darauf vorbereiten, diese geistlichen Segnungen zu empfangen.