Was bedeutet es, ein Jünger Jesu zu sein?

In der Bibel lesen wir viel über Jünger. Und anscheinend ist dies nicht nur ein historisches Phänomen, denn als Jesus seine Jünger verlässt, sagt er ihnen: „Ruft alle Menschen dazu auf, meine Jünger zu werden!“ (Matthäus 28,19). Aber was bedeutet es, ein Jünger zu sein?

Eine Definition

Im Grunde genommen ist ein Jünger ein Lernender oder ein Schüler – also jemand, der sich an die Lehren einer anderen Person hält und die Wege dieses Lehrers geht. In biblischen Zeiten war dies gängige Praxis. Vor allem in religiösen Angelegenheiten ging man, wenn man lernen wollte, nicht in eine Schule, sondern wurde zum Jünger eines anderen.

Das tat zum Beispiel der Apostel Paulus, als er jung war: „Ich bin Jude, geboren in Tarsus, einer Stadt in Zilizien. Erzogen wurde ich hier in Jerusalem. Als Schüler von Gamaliel habe ich gelernt, streng nach dem Gesetz unserer Vorfahren zu leben“ (Apostelgeschichte 22,3). Auch Johannes der Täufer hatte Jünger (Johannes 1,35-37; 3,25; Matthäus 11,2; 14,12), ebenso die religiöse Gruppe der Pharisäer (Matthäus 22,16).

Die Jünger Jesu

Die meisten Hinweise auf Jünger in der Bibel beziehen sich auf die Jünger Jesu – was naheliegend ist, da Jesus die wichtigste Person im Neuen Testament ist. Jesus wählte eine Gruppe von zwölf Jüngern aus, als er seinen Dienst begann (Johannes 1,37-41; Markus 1,17-18; 2,14-19; Lukas 6,13-16). Obwohl es noch weitere Jünger gab, die Jesus einige Zeit lang folgten, nahmen diese zwölf Männer eine besondere Stellung ein.

Jünger folgen ihrem Lehrer

Jesu Jünger folgten Ihm etwa drei Jahre lang, während Er umherreiste: Sie blieben bei Ihm (Johannes 2,12), sie feierten gemeinsam die religiöse Feste (z. B. Markus 14,14), und sie wurden gemeinsam zu einer Hochzeit eingeladen, als gehörten sie zu einer Familie (und geistlich gesehen taten sie das auch, vergleiche Johannes 2,2; Matthäus 12,49).

Diese Jünger waren Jesus treu, auch wenn Jesus nicht den politischen Erfolg hatte, den sie sich anfangs erhofft hatten. „Da sprach Thomas, der Zwilling genannt wird, zu den Mitjüngern: Lasst uns auch hingehen, damit wir mit ihm sterben!“ (Johannes 11,16). Als Jesus aber tatsächlich gefangen genommen wurde, flohen die Jünger aus Angst.

Aber selbst in diesen dunklen Momenten folgten sie Jesus, um zu sehen, was geschehen würde (Johannes 18,15), und nach seinem Tod trauerten sie gemeinsam. Diese enge Beziehung machte die Jünger zu hervorragenden Augenzeugen von Jesu Worten und Wundern und später seiner Auferstehung (z. B. Lukas 19,37; Johannes 21,24; 1. Korinther 15,5-8).

Jünger erhalten „privaten Unterricht“

Eine der Hauptaufgaben Jesu war es, dem Volk das Kommen des Reiches Gottes zu verkündigen (Matthäus 4,17; 11,1).

Doch sein enger Kreis von Jüngern erhielt oft zusätzliche Unterweisung (siehe Matthäus 20,17; Markus 4,34; Markus 10,10). Die wichtigsten Lektionen, die die Jünger hörten – aber zunächst nicht ganz verstanden – betrafen den kommenden Tod und die Auferstehung Jesu (z. B. Matthäus 16,21). Es war für sie von entscheidender Bedeutung, ein richtiges Verständnis von Jesu wahrer Identität und seiner Mission zu haben, da sie das Evangelium allen Völkern verkündigen sollten.

Jünger werden wie ihr Lehrer

Das Ziel der Jüngerschaft besteht nicht nur darin, Wissen zu sammeln und zu beobachten, wie der Lehrer lebt, sondern auch darin, sein Verhalten nachzuahmen und ein Anhänger dieser Person zu werden. „Ein Schüler steht nicht über seinem Lehrer. Im besten Fall kann er werden wie sein Lehrer, wenn er alles von ihm gelernt hat“ (Lukas 6,40).

In Lukas 9,1-6 lesen wir, wie Jesus seine Jünger aussendet, um das zu tun, was Er selbst getan hat: „das Reich Gottes zu verkündigen und die Kranken zu heilen“. Jesus selbst hat sie für diese Aufgabe ausgerüstet. Er „gab ihnen Kraft und Vollmacht über alle Dämonen und zur Heilung von Krankheiten“. Diese Dinge konnten die Jünger Jesu nicht in ihrer eigenen Macht tun. Sie versuchten es einmal, scheiterten aber (Matthäus 17,14-20).

Durch die Kraft des Heiligen Geistes waren sie später in der Lage, „meine Zeugen [zu] sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde!“ und Wunder zu vollbringen, so wie Jesus es getan hatte (Apostelgeschichte 1,8; 5,12-16). Das hatte Jesus ihnen zuvor in Johannes 14,12-13 versprochen: „Ich sage euch die Wahrheit: Wer an mich glaubt, wird die gleichen Taten vollbringen wie Ich – ja sogar noch größere; denn Ich gehe zum Vater. Worum ihr dann in meinem Namen bitten werdet, das werde Ich tun, damit durch den Sohn die Herrlichkeit des Vaters sichtbar wird. “ (Johannes 14,12-13).

Alle Gläubigen sind Jünger

Nach Jesu Tod und Auferstehung hatten die zwölf Jünger noch immer eine besondere Stellung. Sie waren Augenzeugen des Wirkens Jesu gewesen und wurden „Apostel“ genannt.

Menschen, die später zum Glauben kamen, hatten diese Sonderstellung nicht. Doch auch sie werden „Jünger“ genannt (Apostelgeschichte 6,7)!

In Apostelgeschichte 11,26 lesen wir, dass Jünger auch „Christen“ genannt werden. Dies mag heutzutage ein dehnbarer und geläufiger Begriff sein, aber eigentlich ist jeder wahre Christ ein Jünger Jesu Christi. Und darüber hinaus ruft Jesus seine Nachfolger auf, alle Völker zu Jüngern zu machen (Matthäus 28,19). Das Evangelium zu verbreiten bedeutet somit, die Menschen zu lehren, wie sie in allen Teilen ihres Lebens Nachfolger Jesu sein können. War dir bewusst, dass dies deine Berufung als Christ ist?

Merkmale moderner Jünger

Wie es die Jünger während seines irdischen Lebens taten, sollen wir Jesus nachfolgen, seine Lektionen lernen und Ihm ähnlich werden. In Johannes 8,31 sagt Jesus: „Wenn ihr an meinen Worten festhaltet und das tut, was Ich euch gesagt habe, dann seid ihr wirklich meine Jünger.“

Ein weiteres Merkmal der Jünger ist, dass sie einander lieben (Johannes 13,35) und dass sie geistliche Früchte tragen (Johannes 15,8). Dieses Verhalten spiegelt Jesu eigenes Beispiel wider. Wer Jesus eng folgt, wird in sein Wesen verwandelt (Römer 12,2).

Ein Jünger zu sein hat seinen Preis

Wenn Jünger sein bedeutet, Jesus nachzufolgen, dann ist klar, dass dies seinen Preis hat. Wenn wir Jesus an die erste Stelle setzen wollen, können andere Dinge diesen ersten Platz nicht mehr einnehmen. Unsere Familie, selbst unser eigenes Leben, werden weniger wichtig als der Herr Jesus (Lukas 14,26-27; 14,33).

Außerdem mögen es andere Menschen nicht immer, dass wir Christen sind. Wir könnten verfolgt und sogar getötet werden, so wie Jesus es wurde. Jesus warnte seine Jünger davor: „Gedenkt an das Wort, das ich zu euch gesagt habe: Der Knecht ist nicht größer als sein Herr. Haben sie mich verfolgt, so werden sie auch euch verfolgen“ (Johannes 15,20).

Ein Jünger zu sein ist das Beste, was es gibt

Und doch ist es großartig, ein Jünger Jesu zu sein. Eine enge Beziehung zu Jesus wird nicht nur ein großer Segen für dein irdisches Leben sein, sondern auch zum ewigen Leben führen. Jesus Christus selbst hat es versprochen: „Ihnen gebe ich das ewige Leben, und sie werden niemals umkommen. Keiner kann sie aus meiner Hand reißen“ (Johannes 10,28).

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