Warum erhört Gott Gebete manchmal nicht?

Die Bibel versichert uns, dass Gott uns erhört, wenn wir beten. In vielen biblischen Geschichten finden wir bemerkenswerte Beispiele dafür, wie der Herr die Gebete von Menschen erhört hat. Vielleicht kennst du auch Beispiele aus deinem eigenen Leben oder aus dem Leben anderer. In Matthäus 7,7-8 sagt Jesus zu seinen Jüngern: „Bittet Gott, und er wird euch geben! […] Denn wer bittet, der bekommt.“ Und in Jakobus 5,16 heißt es: „Das Gebet eines Menschen, der nach Gottes Willen lebt, hat große Kraft.“

Viele haben jedoch schon erlebt, dass ihre Gebete nicht erhört wurden. Sie baten um die Heilung eines geliebten Menschen, aber diese Person starb. Sie baten um einen Arbeitsplatz, sind aber immer noch arbeitslos. Sie baten um finanzielle Stabilität, blieben aber arm. Ihre Bedürfnisse wurden von Gott scheinbar ignoriert. Auch in der Bibel finden sich Beispiele für diese Erfahrung. In Psalm 22,3, klagt David: „Mein Gott, Tag und Nacht rufe ich zu dir um Hilfe, aber du antwortest nicht und schenkst mir keine Ruhe.“ Wie ist das möglich? Warum erhört Gott unsere Gebete manchmal nicht? Lasst uns einige mögliche Antworten aus der Bibel betrachten.

1) Wir fragen nicht einmal

Auf den ersten Blick mag dies eine dumme Antwort sein. Aber hören wir wirklich niemals auf zu beten (1. Thessalonicher 5,17)? In Lukas 18,1-8 erzählte Jesus seinen Jüngern ein Gleichnis, um ihnen zu zeigen wie wichtig es ist, „unermüdlich zu beten und dabei nicht aufzugeben“ (Lukas 18,1). Tun wir das wirklich? Wenn nicht, finden wir unsere Frage vielleicht in Jakobus 4,2 beantwortet: „Solange ihr nicht Gott bittet, werdet ihr nichts empfangen.“

2) Wir bitten mit den falschen Motiven

Menschen, die Gott um etwas bitten, erhalten nicht immer das, was sie wollen. In Jakobus 4,3 wird ein möglicher Grund dafür genannt: „Wenn ihr ihn bittet, wird [Gott] euch doch nichts geben. Denn ihr verfolgt üble Absichten: Es geht euch nur darum, eure selbstsüchtigen Wünsche zu erfüllen.“
Gott weiß, was in deinem Herzen ist und warum du etwas willst. Wenn du dich nach etwas sehnst, das nicht dem Willen Gottes entspricht, wird er diese Bitte nicht erhören. Das kommt auch in Psalm 66,18 zum Ausdruck: „Hätte ich Böses im Sinn gehabt, dann hätte der Herr mich nicht erhört.“
Vielleicht bist du dir deiner eigenen Motive nicht einmal ganz bewusst. Es ist wichtig, dass du dich fragst, ob deine Bitte deinen eigenen egoistischen Interessen dient, oder ob sie wirklich zur Ehre Gottes ist. Das heißt natürlich nicht, dass du nicht um etwas bitten darfst, das für dich selbst gut ist! Aber unsere Gebete sollten „seinem Willen entsprechen“, in Übereinstimmung mit dem, was Gott für uns will (siehe 1. Johannes 5,14-15). Unsere Bitten müssen im Einklang mit dem stehen, was Gott als seinen Plan für die Welt und für unser Leben offenbart hat.

3) Wir brauchen mehr Geduld

Manchmal denken wir, dass Gott unsere Gebete nicht erhört hat, weil unser Zeitplan nicht mit seinem übereinstimmt. Wir müssen darauf vertrauen, dass sein Zeitplan der beste ist. Manchmal sind wir vielleicht noch nicht bereit für seine Antwort. Gott verzögert oft seine Antwort, um unsere Geduld und Ausdauer zu trainieren und unseren Glauben zu stärken (siehe Römer 5,3-5). Später können wir zurückblicken und uns über sein perfektes Timing wundern.
Ein Beispiel dafür finden wir in Johannes 11. Jesus wurde gesagt, dass sein Freund Lazarus krank sei. Anstatt sofort dorthin zu gehen, zögerte er zwei Tage, bevor er seine Freunde aufsuchte. Als er schließlich in Bethanien ankam, war Lazarus bereits gestorben und lag seit vier Tagen im Grab. Die Schwester von Lazarus war verständlicherweise sehr enttäuscht über die Verspätung Jesu und sagte: „Herr, wärst du hier gewesen, würde mein Bruder noch leben“ (Johannes 11,21). Sie fügte jedoch hinzu: „Aber auch jetzt weiß ich, dass Gott dir alles geben wird, worum du ihn bittest“ (Johannes 11,22). Und er tat es! Lazarus wurde von den Toten auferweckt. Das Timing Jesu war wirklich perfekt. Durch die Auferweckung des Lazarus wurde Gottes Macht und Herrlichkeit sichtbar (Johannes 11,4).

4) Gott hat etwas Größeres für uns vorgesehen

Das Beispiel von Lazarus lehrt uns nicht nur etwas über Gottes Zeitplan. Es zeigt auch, dass Gott manchmal etwas Besseres für seine Kinder im Sinn hat als das, worum sie bitten. In Lazarus‘ Fall war es die Auferstehung statt der Heilung. Gott weiß, was der beste Weg ist, um Heiligkeit und Reife in uns zu erzeugen, und deshalb kann er etwas anderes geben, als wir erbitten. “Gott aber kann viel mehr tun, als wir jemals von ihm erbitten oder uns auch nur vorstellen können. So groß ist seine Kraft, die in uns wirkt“ (Epheser 3,20).
Der Apostel Paulus ist ein gutes Beispiel dafür. In seinem zweiten Brief an die Korinther schreibt er:
„Gott selbst hat dafür gesorgt, dass ich mir auf die unbeschreiblichen Offenbarungen, die ich empfangen habe, nichts einbilde. Deshalb hat er mir ein quälendes Leiden auferlegt. Ein Engel des Satans darf mich mit Fäusten schlagen, damit ich nicht überheblich werde. Dreimal schon habe ich den Herrn angefleht, mich davon zu befreien. Aber er hat zu mir gesagt: ,Meine Gnade ist alles, was du brauchst! Denn gerade wenn du schwach bist, wirkt meine Kraft ganz besonders an dir.‘ Darum will ich vor allem auf meine Schwachheit stolz sein. Dann nämlich erweist sich die Kraft von Christus an mir“ (2. Korinther 12,7-9, siehe auch 1. Korinther 2,3-5). Jahrhunderte später können wir bezeugen, dass der Dienst des Paulus in der Tat sehr fruchtbar war und unzählige Menschen zum Glauben an Jesus Christus gebracht hat!

Gott vertrauen

Wir wissen nicht immer, warum Gott unsere Gebetsanliegen nicht erhört. Es ist gut, unser Herz zu erforschen, falls unsere Motive falsch sind oder wir uns vom Gebet haben abbringen lassen. Aber abgesehen davon können wir Gottes Entscheidungen und Führungen in unserem Leben nicht nachvollziehen. Seine Weisheit und sein Wissen sind größer als das unsere, und es ist für uns oft unmöglich, seine Entscheidungen und seine Wege zu verstehen (siehe z. B. Römer 11,33).
Die wichtigere Frage ist, ob wir dem Herrn noch vertrauen, wenn unsere Wünsche nicht erfüllt werden. Wenn wir ihn als unseren liebenden Vater kennen, der uns das Beste geben will (Matthäus 7,11), kann sich unser Fokus von „was ich will“ auf „was Gott für mich will“ verschieben.
„Eines aber wissen wir: Alles trägt zum Besten derer bei, die Gott lieben; sie sind ja in Übereinstimmung mit seinem Plan berufen“ (Römer 8,28).
Vertraust du Gott so sehr?

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