Was für ein Buch ist Prediger?
Das Buch Prediger wird als Weisheitsliteratur eingestuft. Es ist eine Besinnung auf den Sinn des Lebens. Dieses Buch ist nicht als Drehbuch geschrieben, dem seine Leser folgen sollen, und es enthält keine Sammlung absoluter Wahrheiten oder direkter Botschaften von Gott. Vielmehr kommen in diesem Buch zwei Stimmen zu Wort.
Die Hauptstimme ist der ‚Prediger‘ (Prediger 1,1). Er ist ein eher kritischer Mann, der über seine Lebenserfahrung spricht. Die andere Stimme ist der Autor, der die Äußerungen des Kritikers gesammelt und am Ende des Buches das letzte Wort hat. Er möchte, dass wir hören, was der Prediger zu sagen hat und dass wir es verarbeiten, um uns unsere eigene Meinung zu bilden.
Wer ist der ,Prediger‘?
Im ersten Vers des Buches erhalten wir einen Hinweis auf die Identität des Hauptredners: „Er war ein Sohn von David und herrschte als König in Jerusalem.“ Das könnte König Salomo gewesen sein. Wir wissen, dass er außerordentlich weise und wohlhabend war. Das würde sehr gut passen zu den Aussagen wie „Ich habe große Weisheit erlangt und viel Wissen erworben, mehr als jeder andere, der vor mir in Jerusalem regierte“ (Prediger 1,16) und „So wurde ich reicher und berühmter als jeder andere, der vor mir in Jerusalem regiert hatte, ohne dabei meine Weisheit zu verlieren“ (Prediger 2,9).
Dieser „Sohn von David“ könnte aber auch einer der späteren Könige aus Davids Linie gewesen sein. Dies würde besser passen zu Ausdrücken wie „mehr als jeder andere, der vor mir in Jerusalem regierte“ (Prediger 1,16), da Salomo erst der zweite israelitische König war, der von Jerusalem aus regierte. Ebenso könnten Beschreibungen von sozialer Ungerechtigkeit und Machtmissbrauch (Prediger 4,1-3; 8,10-11) einem späteren König zugeordnet werden.
Hauptthema: Vergänglichkeit
Gleich zu Beginn des Buches wird das hebräische Wort ,hevel‘ erwähnt (Prediger 1,2). Im ganzen Buch wird dieses Wort 38 Mal verwendet.
Deutsche Bibelübersetzungen wählen verschiedene Begriffe um dieses Wort zu übersetzen: Vergänglich und vergeblich, nichtig oder eitel. Diese Unterschiede machen schon klar, dass die Bedeutung von ,hevel‘ ziemlich komplex ist. Wörtlich bedeutet dieses Wort Dampf oder Rauch. Es wird als Metapher für die Vergänglichkeit des Lebens verwendet, aber es zeigt auch, dass das Leben verwirrend und unberechenbar sein kann. Obwohl das Leben schön ist gleitet es einem durch die Finger und man kann es nicht fassen. Wie der Prediger sagt, „Ich beobachtete, was die Menschen auf dieser Welt tun, und erkannte: Alles ist vergebliche Mühe – gerade so, als wollte man den Wind einfangen“ (Prediger 1,14).
Wir Menschen haben das Leben nicht im Griff
Zwei große Themen, die Zeit und der Tod, sorgen dafür, dass wir den größten Teil des Lebens nicht beherrschen können. Der Prediger geht auf beide Themen ein. Siehe zum Beispiel Prediger 1,3-4:
„Der Mensch plagt sich ab sein Leben lang, doch was bringt es ihm ein? Hat er irgendeinen Gewinn davon? Generationen kommen und gehen, nur die Erde bleibt für alle Zeiten bestehen!“
Oder Vers 11:
„Niemand denkt mehr an das, was früher geschehen ist, und auch an die Taten unserer Nachkommen werden sich deren Kinder einmal nicht mehr erinnern.“
Unser Leben ist nur ein Wimpernschlag. Die Zeit wird uns und all unsere Bemühungen auslöschen. „Dann kehrt der Leib zur Erde zurück, aus der er genommen wurde; und der Lebensgeist geht wieder zu Gott, der ihn gegeben hat“ (Prediger 12,7). „Denn auf Mensch und Tier wartet das gleiche Schicksal: Beiden gab Gott das Leben und beide müssen sterben. Der Mensch hat dem Tier nichts voraus, denn auch er ist vergänglich“ (Prediger 3,19).
Die üblichen menschlichen Lösungen funktionieren nicht
Es gibt eine Reihe möglicher Strategien, die viele Menschen versuchen, um einen Sinn im Leben zu finden. Der Prediger hat sie ausprobiert, aber letztlich nicht für hilfreich befunden.
Nehmen wir zum Beispiel den Reichtum. Der Prediger hatte eine Menge davon. Er erwähnt Häuser, Weinberge, Gärten, Sklaven, große Besitztümer an Vieh und Herden, Silber, Gold, Konkubinen… Und dennoch: „Dann dachte ich nach über das, was ich erreicht hatte, und wie hart ich dafür arbeiten musste, und ich erkannte: Alles war letztendlich vergebens – als hätte ich versucht, den Wind einzufangen! Es gibt auf dieser Welt keinen bleibenden Gewinn.“ (Prediger 2,11).
Ein weiteres gängiges Lebensziel ist das Vergnügen oder das Erlangen von Weisheit. Prediger hat beides ausprobiert, aber auch diese Ziele haben sich als ‚hevel‘ erwiesen. Sie sind nicht völlig nutzlos, wie wir in Prediger 2,13 sehen: „Weisheit ist besser als Unvernunft, so wie Licht besser ist als Finsternis.“ Reichtum, Weisheit und Vergnügen haben gewisse Vorteile. Aber letztlich kann nichts davon das Leben wirklich sinnvoll machen.
Wie sollen wir dann leben?
Wir können das Leben nicht in den Griff bekommen, das wird dem Prediger nun klar. Deshalb rät er uns: „Das größte Glück genießt ein Mensch in dem kurzen Leben, das Gott ihm gibt, wenn er isst und trinkt und es sich gut gehen lässt bei aller Last, die er zu tragen hat. Das ist der Lohn für seine Mühen“ (Prediger 5,17). „Wenn es dir gut geht, dann freue dich über dein Glück, und wenn es dir schlecht geht, dann bedenke: Gott schickt dir beides, und du weißt nie, was die Zukunft bringen wird“ (Prediger 7,14).
Das Buch Prediger macht also deutlich, dass es vergeblich ist, ohne Gott den Sinn und Zweck im Leben zu finden oder zu versuchen, das Leben in den Griff zu bekommen. Alles, was es unter der Sonne gibt, ist vergänglich. Wir müssen berücksichtigen, was jenseits dieser Erde ist. Wir brauchen eine Haltung des Vertrauens in Gott. Nur dann können wir genießen was er uns gibt, auch wenn es keine Garantie dafür gibt, dass wir immer das bekommen, was wir wollen.
Die Schlussfolgerung des Autors: Lektionen für uns!
Im letzten Kapitel werden die Worte des Predigers vom Autor bewertet. Er sagt, dass die Worte der Prediger eingeschlagenen Nägeln gleichen: Sie verleihen dem Menschen einen festen Halt (Prediger 12,11). Diese Worte sollen uns den richtigen Weg weisen. Sie kommen schließlich von Gott. Diese Worte können uns helfen das Leben unter der Sonne richtig einzuschätzen.
Der abschließende Rat lautet:
„Begegne Gott mit Ehrfurcht und halte seine Gebote! Das gilt für jeden Menschen. Denn Gott wird Gericht halten über alles, was wir tun – sei es gut oder böse –, auch wenn es jetzt noch verborgen ist“ (Prediger 12,13-14).
Die Ehrfurcht vor dem Herrn ist keine Garantie für den Erfolg im Leben, aber es ist das Richtige für uns. Und am Ende wird Gott den ‚hevel‘ beseitigen und seine Gerechtigkeit über alles, was wir getan haben, walten lassen.
Mehr erfahren
Das folgende Video von ‚The Bible Project‘ gibt einen kurzen Überblick über das Buch Prediger:
Dieses Video, ebenfalls von ‚The Bible Project‘, wird dir helfen, den Platz des Predigers innerhalb der biblischen Weisheitsliteratur zu verstehen: