Das Buch des Propheten Micha

Micah miqueas

Historischer Hintergrund

Nach der Herrschaft von König Salomo hatte sich das Königreich Israel in zwei getrennte Königreiche aufgeteilt. Das nördliche Königreich wird gewöhnlich „Israel“ genannt und das südliche Königreich „Juda“ (nach seinem größten Stamm). Der Prophet Micha lebte im Königreich Juda. Er war ein Zeitgenosse von den Propheten Jesaja, Amos und Hosea, und prophezeite ungefähr 25 Jahre lang (für eine Zeitleiste hier klicken). Seine Botschaften sind in einem nach ihm benannten Buch in der Bibel gesammelt.

Die Israeliten hatten sich über 500 Jahre lang gegen den Herrn aufgelehnt. Immer und immer wieder hatte Gott sie durch seine Propheten gewarnt. Aber das Volk tat keine Buße oder nur für kurze Zeit. Nun kündigte Micha an, dass Gott die Assyrer und später die Babylonier als Strafe für den Götzendienst und die Sünde des Volkes schicken würde. Diese Heere würden Zerstörung bringen und viele Menschen gefangen nehmen. Aber nach dieser Strafe würde es eine neue Zukunft geben, und Micha kündigte an, dass es dann für das Volk einen Hoffnungsschimmer geben wird.

Die Probleme, die Micha ansprach

  • Götzendienst
    Die Israeliten beteten geschnitzte Bilder und Götzen an, und sie praktizierten Zauberei und Wahrsagerei, was Gott verboten hatte (siehe Micha 1,7 und Micha 5,12-14).
  • Gewalt und Ausbeutung der Armen und Schwachen
    Obwohl Gottes Gesetze die Ausbeutung der Armen eindeutig verbieten, taten die Führer Judas genau das. „Wenn ihnen ein Stück Land gefällt, dann reißen sie es an sich; sehen sie ein schönes Haus, dann gehört es schon bald ihnen. Mit Gewalt rauben sie ganzen Familien Haus und Erbe“ (Micha 2,2)
    „Ja, im ganzen Land gibt es keine rechtschaffenen Menschen mehr, keiner fragt mehr nach Gott. Einer macht Jagd auf den anderen und wartet bloß auf eine Gelegenheit, um Blut zu vergießen. Sie haben nur Böses im Sinn, und darin sind sie wahre Meister.“ (Micha 7,2-3)
  • Korrupte politische und religiöse Führer
    Propheten sollten Gottes Botschaften an die Menschen weitergeben und sie an seinen Willen erinnern. Aber die Menschen versuchten, die echten Propheten zum Schweigen zu bringen (Micha 2,6) und folgten stattdessen falschen Propheten, die ihnen nur sagten, was sie hören wollten (Micha 2,11). Die politischen Führer waren auch nicht besser. Sie verabscheuten das Recht und setzten sich bedenkenlos darüber hinweg; sie gingen über Leichen um ihre Ziele zu erreichen (Micha 3,9-10).
  • Heuchlerische religiöse Rituale
    Die Menschen neigten zu der Annahme, dass Gott ihre Opfer annehmen und ihnen vergeben würde, ganz gleich, wie sie lebten. Sie fragten sich: „Wie können wir denn dem Herrn begegnen, diesem großen und erhabenen Gott? Sollen wir einjährige Rinder als Opfer für ihn verbrennen, wenn wir ihn anbeten wollen? Hat er Gefallen daran, wenn wir ihm Tausende von Schafböcken und ganze Ströme von Olivenöl darbringen? Oder sollen wir ihm sogar unsere ältesten Söhne opfern, um unsere Schuld wiedergutzumachen?“ (Micha 6,6-7). Nein, sagt Gott deutlich. Er wird eine solche Heuchelei nicht akzeptieren! Sie wissen sehr wohl, was sie tun sollten:
    „Der Herr hat euch doch längst gesagt, was gut ist! Er fordert von euch Menschen nur eines: Haltet euch an das Recht, begegnet anderen mit Güte, und lebt in Ehrfurcht vor eurem Gott!“ (Micha 6,8).
    Und genau das hatten sie nicht getan.

Gottes kommende Urteile

Der Prophet Micha kündigt die Zerstörung sowohl des Nord- als auch des Südreichs an:
„Darum sagt der Herr: ‚Ich werde Samaria bis auf die Grundmauern niederreißen und die Trümmer ins Tal hinunterwerfen. Ich mache die Stadt dem Erdboden gleich; dort, wo sie lag, wird man dann Weinberge anlegen! Alle Götzenstatuen von Samaria lasse ich in Stücke hauen, die geschnitzten Bilder werden ein Raub der Flammen‘“ (Micha 1,6-7)
Diese Zerstörung wird mit der Gefangenschaft des Volkes verbunden sein:
„Schneide dir in Trauer die Haare ab, Juda, bis du kahl bist wie ein Geier! Denn deine Bewohner, deine geliebten Kinder, werden in ein fremdes Land verschleppt!“ (Micha 1,16).

Die korrupten Führer und Propheten werden ein besonderes Gericht erleben. Gott wird sein Angesicht vor ihnen verbergen wegen des Bösen, das sie getan haben (Micha 3,4). „Finsterste Nacht wird über euch hereinbrechen, so dass ihr nicht mehr in die Zukunft schauen könnt und vergeblich auf Visionen wartet. Die Sonne wird nicht mehr für euch scheinen, selbst am helllichten Tag tappt ihr im Dunkeln.“ (Micha 3,6).

Hoffnung für die Zukunft

Und doch gibt es reichlich Hoffnung für die Zukunft. Gott wird sein Volk nicht für immer verlassen, sondern Erneuerung bringen. Micha beschreibt seine Zukunft in anschaulichen Bildern.
Gott wird den Überrest der verbannten Israeliten sammeln, wie ein Hirte seine Herde sammelt. Und Gott selbst wird ihr König sein. Unter seiner Herrschaft wird das Volk in Gerechtigkeit und Frieden leben. Auch andere Völker werden kommen und den Herrn suchen (siehe z. B. Micha 4,1-4).

In einem anderen Kapitel erklärt Micha weiter, dass ein Herrscher in Bethlehem geboren wird und Israels Feinde besiegen wird. Diese Verse werden in Matthäus 2,6 zitiert, wo sie auf Jesus Christus angewendet werden. Schon Jahrhunderte vor der Geburt Jesu hat Gott also einige Einzelheiten über seine Geburt als Hoffnungsschimmer inmitten eines schweren Gerichts offenbart. Einige dieser Prophezeiungen haben sich bereits erfüllt, andere warten noch auf ihre Erfüllung.

Die Grundlage für Michas Hoffnung

Der Grund für diese Hoffnung ist nicht im Verhalten des Volkes zu finden. Sie beruht allein auf Gottes Charakter und seinen Verheißungen:
„Herr, wo ist ein Gott wie du?
Du vergibst denen, die von deinem Volk übrig geblieben sind,
und verzeihst ihnen ihre Schuld.
Du bleibst nicht für immer zornig, denn du liebst es, gnädig zu sein!
Ja, der Herr wird wieder Erbarmen mit uns haben
und unsere Schuld auslöschen.
Er wirft alle unsere Sünden ins tiefste Meer.
Herr, du wirst uns, den Nachkommen von Abraham und Jakob,
deine Treue und Gnade erweisen, wie du es einst unseren Vorfahren geschworen hast.“
(Micha 7,18-20)

Einige Lektionen für uns

Obwohl Michas Prophezeiungen im 8. Jahrhundert v. Chr. an das Volk Israel gerichtet waren, enthalten sie auch heute noch Lehren für uns.

  • Gott verurteilt Gewalt und Ausbeutung der Armen und Schwachen. Das wurde bereits durch die Gesetze und Vorschriften deutlich, die er Israel am Berg Sinai gab, und es wird durch Gottes strenge Urteile über Menschen, die gegen diese Gesetze verstoßen, noch deutlicher. Dieses Thema ist sicherlich auch heute noch relevant, sowohl für den Einzelnen als auch im globalen Kontext.
  • Gott hasst Heuchelei. Wenn wir seine grundlegenden Regeln (sich an das Recht halten, anderen mit Güte begegnen und in Ehrfurcht vor Gott leben) nicht befolgen, interessiert er sich nicht für unsere religiösen Rituale. Er will unsere Herzen, nicht nur unsere äußere Frömmigkeit.
  • Gott richtet die Sünde. Und doch bleibt er gnädig. Wenn wir Buße tun und zu ihm umkehren, ist er bereit, uns zu vergeben und uns in seine glorreiche Zukunft aufzunehmen.

Du möchtest mehr erfahren?

Wenn du mehr über das Buch Micha erfahren möchtest, kannst du dir ein Einführungsvideo von ‚Bible Project — Deutsch‘ ansehen. Und am besten ist es natürlich, wenn du das Buch selbst liest!

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